2.2.2023 – Der demografische Wandel und damit einhergehende Fachkräftemangel schlägt auch auf Assekuranz und Vertrieb durch. Wie Nachwuchskräfte für die Versicherungsbranche gewonnen werden können, beschreibt Thomas Köhler, Geschäftsführer des Bildungsdienstleisters Zaigen, in einem Gastbeitrag.
- Thomas Köhler
(Bild: privat)
Zur Folge hat dies, dass Versicherungen wie die Pflegezusatz-Versicherung zukünftig mehr in Anspruch genommen werden. Die staatlichen Sozialleistungen werden damit finanziell überfordert sein.
Und auch für Versicherungsvermittler wird der demografische Wandel so zur Herausforderung. Zwar werden sie mehr Leistungen anbieten können. Die Nachfrage könnte aber so schnell steigen, dass Versicherungsvermittler dem nicht mehr gerecht werden.
Überalterung führt zu fehlendem Nachwuchs
Unter den Folgen der Überalterung leidet nicht nur die Wirtschaft. Ein weiteres Problem wird der fehlende Nachwuchs an Versicherungs-Vermittlern sein.
Schon jetzt wird deutlich, dass Arbeitskräfte einige Jahre länger arbeiten müssen als die Generationen früher. Das wird sich auch in Zukunft nicht bessern. So wird schon bald ein Mangel an Versicherungs-Vermittlern dazu führen, dass diese später in Rente gehen können und die Arbeitskraft-Akquise dringend notwendig wird.
Drei wichtige Themenbereiche
Wie so viele andere unterbesetzte Branchen muss auch die Versicherungsbranche erhebliche Änderungen vornehmen, um den Arbeitsmarkt der neuen Generation schmackhaft zu machen.
Um den Herausforderungen des demografischen Wandels gewachsen zu sein, haben die europäischen Sozialpartner des Versicherungssektors eine gemeinsame Erklärung verfasst, um drei wichtigen Themenbereichen mehr Aufmerksamkeit zu schenken:
- ein ausgewogenes Arbeitsverhältnis zwischen Privat- und Berufsleben,
- Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz und
- die Aufrechterhaltung der Beschäftigungsfähigkeit und Karriereentwicklung.
Sinn und Zweck dieser Erklärung ist es, vor allem Arbeitgebern die Relevanz dieser drei Bereiche näherzubringen. Sie sollen ein attraktives und angenehmes Arbeitsklima herstellen, so dass sich mehr Interessenten für einen Beruf in der Versicherungsbranche entscheiden.
Erstens: Work-Life-Balance
Ein Gleichgewicht zwischen dem Privat- und dem Berufsleben zu finden, ist eine komplexe Angelegenheit. Arbeitgeber stehen vor der Herausforderung, den Ansprüchen jedes einzelnen Mitarbeiters gerecht zu werden, denn jeder Mensch hat seine eigene Vorstellung von einer Work-Life-Balance.
Flexibilität und individuelle Vereinbarungen sprechen die neue Generation besonders an. Daher sollte ein Arbeitgeber vielfältige Beschäftigungsmodelle anbieten.
Zweitens: Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz
Nicht nur Arbeitgeber, sondern auch Arbeitnehmer tragen die Verantwortung für die Schaffung einer gesunden und sicheren Umgebung am Arbeitsplatz. Als Arbeitgeber kann man beispielsweise Gesundheitsmanagement-Systeme einführen, die die Mitarbeiter zu sportlichen Aktivitäten oder medizinischen Check-ups bewegen.
Zusätzlich könnte darauf aufmerksam gemacht werden, dass Mitarbeiter sich bei Problemen an eine Beratungshotline oder an einen vertrauten Ansprechpartner wenden dürfen.
Der Wille und die letztendliche Entscheidung, Angebote wie diese zu nutzen, liegen beim Arbeitnehmer. Die Gewissheit, dass solche Möglichkeiten bestehen und dass die Gesundheit an oberster Stelle steht, löst jedoch bereits ein großes Sicherheitsgefühl bei den Menschen aus.
Drittens: Lebenslanges Lernen
Von der Investition in Aus- und Weiterbildungen profitieren nicht nur die Geschulten selbst, sondern auch die gesamte Organisation. Gerade die neue Generation verspürt den Drang, sich ständig weiterbilden und neue Dinge lernen zu wollen. Die Möglichkeit einer individuellen Karriereentwicklung motiviert Nachwuchstalente und begeistert sie von einem Beruf in der Versicherungsbranche – einem Beruf, in dem man nie auslernt.
Arbeitgeber sind dafür verantwortlich, die Ausbildung der Arbeitnehmer zu unterstützen – auch wenn es an dem Mitarbeiter und seiner Motivation selbst liegt, seine Fähigkeiten auszubilden.
Junge wie ältere Generationen nutzen für Fort- und Weiterbildungen zunehmend digitale Programme. Vor allem die jetzigen Schulabsolventen und Berufsanfänger sind mit digitalen Lerninstrumenten groß geworden und daher mit digitalen Lernformaten im Berufsleben zu locken. Es zahlt sich daher aus, neue Geschäftsmodelle zu unterstützen und in die Ausbildung der neuen Generation zu investieren, um den Herausforderungen des demografischen Wandels standhalten zu können.
Der Autor ist Gründer und Geschäftsführer der Zaigen GmbH in Zürich. Das Unternehmen ist Bildungsdienstleister und hat mit „V-Quiz“ eine Lern-App für Versicherungsvermittler gemäß IDD entwickelt.
Thomas Köhler ist Gründer und Geschäftsführer der Zaigen GmbH aus Zürich.